Corona/Streit der Virologen

Das kann doch wohl nicht wahr sein!

Haben wir nicht schon genug Probleme, als dass sich jetzt auch noch die Wissenschaftler in den Medien beharken müssen? Studie hin und Studie her, Kekulè  gegen Drosten, Streck mischt sich ein, Drosten schlägt auf NDR Info am 27.05.2020 zurück, nun warnt auch noch Belgiens Mikrobiologe Herman Goossens vor der Drosten- Studie.

Das reicht! -Sollte man meinen.

Weit gefehlt! Der emeritierte Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi, seines Zeichens ehemaliger Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Gutenberg-Universität Mainz (1991-2012), komplettiert als weiterer Akteur das Quartett der streitsamen Professoren.  Er behauptet gar ( lt. ZDF-Panorama -Faktencheck von Nils Metzger) ,-....das neue Coronavirus sei keine Bedrohung-. Wie begründet dieser Mann wohl die 370 400 Todesfälle  weltweit per 31.05.2020?  Das Robert Koch Institut macht sich zumindest in dieser Auseinandersetzung unsichtbar. Ein Pandemie-Theater, hochkarätig besetzt, nimmt nun Formen an, die den Rahmen einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung sprengen. Geht es hier wirklich nur um einen fachlichen Streit, oder ist die eine oder andere Behauptung und das Pochen auf Recht einer Profilneurose geschuldet? Es gibt da noch diverse Schlaumeier, die sich berufen fühlen, dem Thema ihren mehr oder minder qualifizierten Stempel aufzudrücken. Eines haben sie ganz sicher alle geschafft. Die Öffentlichkeit ist dermaßen verunsichert und spaltet sich mittlerweile in Lager, weil sich jeder aus den strittigen Möglichkeiten das herauspickt, was er gerade braucht. Die einen sind für Lockerungen, die anderen leben mit der Angst.  Menschen, welche durch die Einschränkungen in Existenznot geraten sind, dürften sich ebenfalls bei diesem Durcheinander  fragen,  ob alle drastischen Maßnahmen der vergangenen Wochen wirklich gerechtfertigt waren.  Ja, sie waren es und der Preis dafür ist sehr hoch! 

Wie wollen wir aber von der Politik verlangen, dass weiterhin umsichtig Lockerungsmaßnahmen entschieden werden, wenn ausgerechnet die Krisen-Berater ein derartiges  Hick-Hack veranstalten?

Was sich nun zu Pfingsten in der Öffentlichkeit abspielt ist bezeichnend, hat vielleicht auch mit dem Streit der letzten Tage zu tun.  Die Kontaktbeschränkungen wurden offiziell in einen gemäßigteren Rahmen gefasst, "Abstand halten und Hygiene beachten". So weit, so gut! Das klappt dann noch im Supermarkt und im sonstigen Einzelhandel.  Aber schon im nächsten Straßencafe werden von den Gästen Stühle und Tische zusammengerückt.  Man "kuschelt"schon wieder, ungeachtet der Folgen, die daraus entstehen können. "Et kütt, wie et kütt!" Et hätt noch immer jot jejange!"   Noch sind ja die Einschläge weit entfernt. Man lässt sich schließlich in seiner Freiheit nicht beschneiden. Zumindest nicht über längere Zeit und schon gar nicht, wenn die Wissenschaftler anscheinend kaum in der Lage sind, sich  auf eine Meinung zu einigen. 

Und was macht die große Politik?

Wie fragil die europäische Union ist, haben wir gesehen, als die Schlagbäume wieder unten waren. Diese Entscheidung war unbestritten richtig. Sie minderte die Gefahr, das Virus explosionsartig zu verbreiten. Aber man hätte zumindest  im Vorfeld mit den Nachbarn darüber Absprachen treffen können. Unter EU-Partnern  sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Aber nein, das wurde tunlichst unterlassen! Man setzte sich gegenseitig den Stuhl vor die Tür. Einer fing an, die anderen zogen nach. Ausgebadet haben es die Menschen, die zwischen den Regionen hin und her pendeln und der Warenhandel schlechthin.  Die EU reagierte nicht. Es wurde in den ersten Wochen versäumt, Konzepte zur gegenseitigen Unterstützung zu erarbeiten. Diese kamen dann doch, aber viel zu spät. Vielleicht befanden sich die Parlamentarier in Schockstarre, angesichts der rasch ansteigenden Sterbefälle in ihren Heimatländern.  Jeder war national nur auf sich bedacht, kochte das eigenes Süppchen oder befand sich, allein gelassen von der Gemeinschaft, bereits in der großen Infektionswelle. Es war europaweit niemand auf diese Situation vorbereitet. Und wer in der ersten Zeit lax handelte, fuhr mit dem Zusammenbruch der Aufnahme- und Behandlungskapazitäten in den Krankenhäusern  und dem rasanten Anstieg der Sterberate eine traurige Ernte ein. Erst jetzt, nachdem die Katastrophe zum großen wirtschaftlichen Knock out führte, wird am finanziellen Hilfspaket gestrickt.  Nun wird um Schadensbegrenzung gerungen und  um Vorteile gestritten. Die einen wollen nicht geben, die anderen kriegen nicht genug.    Einigkeit in der Union?   Und wieder zeigt sich, die EU ist ein kostspieliges Gebilde,  aus  lauter Kompromissen im Zusammenhalt und heftigem Gerangel, wenn es ums Verteilen geht. Wer nicht kriegt, was er will, treibt quer oder entschließt sich zum -EXIT. 

Was im großen europäischen Rahmen nicht gelang, gelang auch nicht in der nationalen Koordination.  Einheitliches Handeln? Jedes Bundesland entschied sich im Alleingang für  Maßnahmen. Das ergab bundesweit einen kaum noch überschaubaren Flickenteppich unterschiedlichster Regelungen.  Zuerst wurde nach Gusto verfahren und beschränkt, danach auf Druck der zukünftigen Wähler gelockert. Es lebe der Föderalismus, die Diversität, die Macht über das eigene kleine "Königreich" und eventuell auch der Wille, sich als Kanzlerkandidat zu profilieren! Über Sinn und Unsinn mancher Maßnahmen, die erst verkündet und danach wieder kassiert wurden, lässt sich streiten. Es gibt nun einmal für Corona kein Rezept, auf das man hätte zurückgreifen können. Wenn  auch noch, wie oben beschrieben, die zur Beratung hinzugezogenen Wissenschaftler im Clinch liegen, anstatt sich auf eine Strategie zu einigen und dementsprechend zu beraten, woher soll dann die Politik ihre Entscheidungshilfen beziehen.

Wenn jedes Bundesland nur das eigene Wohl im Auge hat, einfach vorprescht und die Amtskollegen erst per öffentliche Statements informiert, anstatt im Schulterschluss und kollektiver Verantwortung Entscheidungen im Länderrat zu treffen, ja dann kann man wohl getrost vom schlechten Stil sprechen. Wir brauchen uns nicht wundern, warum die EU so ist, wie sie ist. Was im Kleinen nicht funktioniert kann auch nicht als "Aussteuer" in das Große eingebracht werden.  

Die alltägliche Berichterstattung tat ihr übriges. Das Thema Corona wurde von allen Seiten beleuchtet. besser gesagt, ausgeschlachtet. Sachlichkeit hätte genügt, aber nein, es bringt Quote, deshalb wird die Menschheit bis zum Erbrechen mit Bildern und Kommentaren vollgestopft. Es hätte gereicht, sich auf die Fakten und die erforderliche Bekanntmachung der  Vorsorgemaßnahmen zu beschränken, Information anstatt Überfrachtung der Massen.

Corona-Covid 19- Ich kann es nicht mehr hören!   

-Ich wünsche mir, dass es in der Auseinandersetzung um die Sache geht und nicht um verletzte Eitelkeiten. Wissenschaft ist immer ein Ringen um ein verlässliches Ergebnis, aber bitte außerhalb der Öffentlichkeit carissimi professores!

Wenn der Disput solche Formen annimmt, verlieren Sie nämlich an Glaubwürdigkeit, selbst wenn Ihre Studie und Ihre veröffentlichten Ergebnisse auf fundamentierte Forschungsarbeiten beruhen. Hier steht mehr auf dem Spiel, als nur das eigene Ego. Oder geht es vielleicht im Gerangel nur um den zukünftigen Anspruch auf Forschungsgelder? Hier steht es doch eigentlich  ein globales Problem an, um dessen Lösung Sie miteinander und nicht gegeneinander ringen sollten. Nehmen Sie bei Ihrem Kleinkrieg endlich zur Kenntnis, dass Sie gemeinschaftlich in der Verantwortung stehen. Für Geplänkel dieser Art hat niemand Verständnis.

Ich wünsche mir weiterhin:

-Dass die "Pseudowissenschaftler" aus der Diskussion verschwinden und den wirklichen Fachleuten das Feld überlassen. Es geht hier schließlich nicht um Pille-Palle. 

-Dass Fakten und gewonnene Erkenntnisse über Covid- 19 zusammengetragen werden und der Entscheidungsfindung dienen. Ich denke da auch an die Ergebnisse aus der Pathologie und meine gleichzeitig die Einbeziehung aller Med.-und Pharma-Fachbereiche. 

-Dass diese Erkenntnisse dazu führen, gefährdete Personengruppen langfristig vor Infektionen zu schützen und Infizierte optimal zu behandeln.

Angesichts der Anzahl der Toten weltweit ist verantwortungsvolles und solidarisches Handeln das Gebot der Stunde.

Ich wünsche meinen Lesern beste Gesundheit!

-in diesem Sinne-

Ihre/Eure Veronika