Heiter und besinnlich

 

 

Angst

 

Die Nacht ist sternenklar.

Der Mond spielt wie so oft mit Licht und Schatten.

An den Wänden geistern graue Individuen.

Schon legt die blanke Angst sich über mich.

Mein Herz beginnt zu rasen.

Ein Grauen hämmert tief in meinem Kopf.

Eiskalter Schweiß benetzt die Stirn.

In meinen Ohren rauscht das Blut.

 

Noch tiefer rutsche ich in meine Kissen.

Vergebens!

Wirre Bilder reißen mich aus jeder Illusion,

in dieser Stunde frei und unbekümmert in den Schlaf zu sinken.

Um mich herum die unliebsamen Geister der Vergangenheit.

Höre ihr inhaltloses Reden, spüre wie sie nach mir greifen.

Zerrend, als wollten sie mich in den Abgrund ziehen.

Nun steigt auch noch der Mond ins Wolkenbett.

 

Ein tiefes Schwarz dringt friedvoll in mein kleines Zimmer,

Ich lausche.

Er ist vorbei der wilde Tanz der Nachtgestalten.

Der Spuk ist aus, die Fratzen von der Wand ins Nichts verschwunden.

So langsam steigt der Alp von meiner Brust.

Erst im grauen Morgenlicht beginnt der Lebenssaft die Adern ruhiger zu durchfließen,

wie ein gezähmter Strom der kurz zuvor noch über hohe Klippen sprang.

 ©  Veronika Kowoll)

 

 

Berlin bei Nacht

 

Ziellos streifst durch die Stadt,

die Häuser ziehen an Dir vorbei.

Wirr blinkt die grelle Leuchtreklame,

wie ein diffuses Vielerlei.

 

Deiner Einsamkeit entflohen,

 fühlst Du Dich frei im bunten Licht.

So mancher geht  an Dir vorüber,

siehst nur Gestalten, kein Gesicht.

 

Du hörst sie reden, hörst sie lachen.

Wortfetzen dringen in Dich ein.

Du schwimmst im Strom der Menschenmasse.

Und bist doch ganz für Dich allein.

 

Schaust zum Himmel, suchst die Sterne,

Doch nur den Mond hast Du entdeckt.

Tagheller Schein der Großstadtlichter,

hat sie in dieser Nacht verdeckt.

 

Bereits  lässt sich der Morgen ahnen,

taucht alles in ein fahles Grau.

Es fahren wieder Straßenbahnen,

die Autos stehen im ersten Stau.

 

Langsam verlöschen alle Lichter,

Dich übermannt die Müdigkeit.

Hast nachts die Großstadt eingeatmet,

ihr Flair und die Betriebsamkeit.

©  Veronika Kowoll)

 

 

Ich wollt...

 

Ich wollt, ich wär ein Federlein,

dann trüge mich der Wind,

hinaus aus meinem Städtelein,

wohl in die Welt geschwind.

 

Ich wollt, ich wär ein Kieselchen,

am schönsten Meeresstrand

und jede Welle schliff mich sanft,

wie einen Diamant.

 

Nun bin ich aber was ich bin

und gerad aus diesem Grund,

trägt mich die Liebe, nicht der Wind,

schleift mich das Leben rund!

©  Veronika Kowoll)

 

Trugbild

 

Spiegel, du gemeines Stück,

wie fühl ich mich betrogen. 

Denn schau ich auf mein Spiegelbild,

hast du mich schon belogen.

 

Was links erscheint, ist wahrlich rechts. 

Aus Rechts da machst du Links.

Drehst meine Makel einfach um,

du niederträchtiges Ding.

 

Mal bin ich kurz, mal bin ich lang,  

dann weder breit noch schmal.

Ich frage mich die ganze Zeit,

was ist denn nun normal?

 

Wie wär es, wenn du blanker Hohn

auf meine Wünsche hörst

und alles schnell verschwinden lässt, 

was mich so an mir stört?

 

Du taugst zum Abbild wahrlich mäßig,

verspottest meine Eitelkeit.

Ich schlag dich einfach kurz und klein,

treibst du dein Spiel zu weit.

©  Veronika Kowoll)

Egomanie

 

Komm her und bewundere mich! 

Ich posiere so gern für dich!

Meine Stärken sollst du fürchten,

eigene Schwächen kenne ich nicht!

 

Hör meine wohlgeformten Sätze,

verliere dich ganz in meinem Bann!

Blick zu mir auf vom niederen Platze

und staune, wie ich agieren kann! 

                                    

Sieh nur wie meine Finger gleiten,

über das Zepter -Tastatur-!

Mein Wille füllt tagtäglich Seiten!

Ich regiere, fühl es nur! 

 

Roll devot den Teppich  aus,

wenn ich durch die Gänge schwebe!

Und verbeuge dich bis zum Boden,

wenn ich mich vom Thron erhebe! 

 

Du bist mir hörig!  Untergeben!

Du kriegst, was ich dir übrig lass!

Werde dich belohnen oder strafen,

ganz wie`s beliebt, mit Lob und Hass! 

 

Nun ja, ich habe Dich auserkoren,

für meine Fehler einzustehen!

Ich kann auf Deinem Rücken sitzend,

als Chef bequem durchs Leben gehen! 

 

Jetzt trage mich hoch, auf den Olymp!

Bestaune meinen Strahlenkranz!

Wenn Du gehorchst, bedingungslos,

belohn ich Dich mit meinem Glanz! 

      

Komm schon her! 

Bewundere mich! 

Und spür`,

ich bin ein Gott für Dich! 

© Veronika Kowoll)                 

 

Der Grünschnabel

 

Es war einmal ein  frecher Hahn,

recht mopsfidel und sehr passabel.

Die markigen Sprüche sprudelten

stets flott aus seinem Schnabel.

Er war nicht auf den Kopf gefallen,

war pfiffig und nicht dumm.

Er krähte hier, er gackerte da,

mal kess, mal vorlaut rum.

 

Die Bäuerin griff eines Tages,

der Ärmste hat gelitten, 

den Möchtegern am schönen Hals.

Er fiept nochmal, dann war es aus,

der Kopf war abgeschnitten.

Nun schwimmt er stumm im Suppentopf,

anstatt der Hühner, die er begackert.

Hat er sich doch, dank frechem Schnabel,

 ins eigene Nest gekackert.

 

Und die Moral von der Geschichte?

 

Nicht jeder Hahn, der lauthals kräht,

zählt zu den Klugen oder Weisen.

Nerv nicht und kräh nur wenn du sollst!

Sonst wird der Bauer dich verspeisen.

                                            © Veronika Kowoll)                                  

  

Großmut

 

Ich gebe es gern, mein letztes Hemd!

Teile es mit jeden, ungelogen!

Doch legt wer Hand an meinen Geist,

bestraf ich ihn, weil er betrogen! 

©Veronika Kowoll