Grünes Kreuz und Bauernfrust

 

Einige unserer lieben Bauern machen derzeit mit grünen Kreuzen auf sich aufmerksam. Ich vermute, dass dieser Gruppe Landwirte auch die blankgeputzten Großtraktoren zugeordnet werden können, mit denen zeitweise der Verkehr auf unseren Straßen ausgebremst wird. In großer Zahl fielen sie schon in einige Landeshauptstädte und in Berlin ein. Sie protestierten vor den dortigen Parlamenten. Sah man sich doch genötigt,  mit vereinter Kraft gegen die geplante neue Düngeverordnung zu protestieren. Unterstützung erhielten sie, wie könnte es anders sein, von ihrer übermächtigen Lobby, dem Bauernverband.

Bauern demonstrierten auch beim Treffen der EU-Agrarminister in Koblenz gegen die Neuausrichtung der EU Agrarhilfen.

Wenn ich so einen grün getünchten hölzernen „Aufschrei bäuerlicher Verzweiflung“ sehe, kann ich der Verlockung kaum widerstehen, meinen Gegenprotest an die symbolhaft gekreuzten Holzlatten nageln zu wollen. In Anbetracht der weit verbreiteten, wenig ökologisch sinnvollen Bewirtschaftung der Agrarflächen und der katastrophalen Massentierhaltung kann ich keinerlei Verständnis für diese Protestler aufbringen. Und warum?

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Landwirtschaft insgesamt für „rund 62% der gesamten Methan (CH4)-Emissionen, 79% der Lachgas (N2O)-Emissionen und allein im Jahr 2018 für insgesamt für 63,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente verantwortlich ist. Das sind 7,4 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen des Jahres. Den Hauptanteil an THG-Emissionen innerhalb des Landwirtschaftssektors machten die Methan-Emissionen mit 51,2 % im Jahr 2018 aus. Sie entstehen bei Verdauungsprozessen, aus der Behandlung von Wirtschaftsdünger sowie durch Lagerungsprozesse von Gärresten aus nachwachsenden Rohstoffen der Biogasanlagen. Lachgas-Emissionen kommen anteilig zu 44,2 % vor und entstehen hauptsächlich bei der Ausbringung von mineralischen und organischen Düngern auf landwirtschaftlichen Böden, beim Wirtschaftsdüngermanagement und ebenfalls aus Lagerungsprozessen von Gärresten. Durch eine flächendeckende Zunahme der Biogas-Anlagen seit 1994 haben die Emissionen in diesem Bereich ebenfalls kontinuierlich zugenommen. Nur einen kleinen Anteil (4,6 %) machen die Kohlendioxid-Emissionen aus der Kalkung, der Anwendung als Mineraldünger in Form von Harnstoff sowie CO2 aus“. Das sind offizielle Fakten und Zahlen, die das Umwelt Bundesamt für jedermann zugänglich veröffentlichte.

Damit wir uns nicht missverstehen. Ich meine nicht die Bauern, die täglich auf kleinen Flächen und mit überschaubaren Tierbeständen um ihre Existenz kämpfen, ehrlich und umweltbewusst arbeiten, gute Produkte auf den Markt bringen und deren Arbeit wirklich noch zu wenig von der Gesellschaft gewürdigt wird. Sie arbeiten bei Wind und Wetter, sieben Tage in der Woche, kennen keinen Sonn- und Feiertag, vermarkten ihre Produkte mit berechtigtem Stolz und kommen mit ihren bescheidenen Einkommen selten auf einen „grünen Zweig“. Es gibt auch unter den größeren Landwirtschaften solche, die mittlerweile nach Möglichkeiten suchen, umweltbewusst und tiergerecht zu wirtschaften und trotzdem einen guten Ertrag zu erzielen. Nein, die meine ich ganz bestimmt nicht.

Mich regen vielmehr die sich selbst bedauernden, hochsubventionierten Bauern auf, die der Meinung sind, wenn etwas weniger Pestizide, Fungizide, Herbizide zum Einsatz gelangen, wenn weniger Gülle und mineralische Düngung auf die Feldern gebracht wird, dann müssten sie am Hungertuch nagen, weil die Erträge magerer ausfallen würden. Die Ärmsten!

Dass es sich bei diesen Bauern zu allermeist um die Großkopferten unter den Agrar- und Viehwirtschaftlern handelt, beweisen allein schon die Gerätschaften, mit denen sie an den besagten Stellen zur Durchsetzung ihrer Interessen im Rudel erschienen.

So ein Traktor, zum Beispiel der Marke Claasen / Trac Standardausführung Xerion 5000, kostet in der Neuanschaffung rund 300.000 € (zzgl. MWSt), die Trac-VC-Version etwa 330.000 €. Da ist das Zubehör noch nicht einmal in die Preisklasse eines respektablen Einfamilienhauses eingerechnet. Kleinere Exemplare der landwirtschaftlichen Gerätschaften kosten in der Anschaffung nicht wesentlich weniger. Wie kann man sich diesen kostspieligen Fuhrpark überhaupt leisten, der uns alltäglich auf bundesdeutschen Straßen begegnet. Subvention heißt das Zauberwort.

Wie hoch die Subventionen ausfallen, das wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit folgender Höhe an Direktzahlungen für 2018 beziffert. Im Schnitt betrug das 281 Euro pro Hektar Landfläche. Während ein Hof mit 50 Hektar, also in einer für den Laien vorstellbaren Größe von gerundet - 707m x 707m - jährlich nur ca. 14.000 Euro Einkommensstütze erhält, bringt es ein Großbetrieb von 5.000 Hektar, das entspricht einer vorstellbaren Fläche von gerundet - 7.070m x 7.070m -, auf satte 1,4 Millionen Euro. Und das fließt als Anspruch aus der EU Gießkanne, ohne dass überhaupt schon mit der landwirtschaftlichen Arbeit begonnen wurde. Das sind pauschale Flächenprämien. Viel anders sieht es nicht  bei der EU Subventionierung der Fleischerzeugung und  bei Futterflächenprämien  aus, die in keiner Weise von einer tiergerechte Haltung abhängig gemacht wurden. 

Im Jahr 2019 zahlte die EU insgesamt 6,7 Milliarden Euro Agrarsubventionen an Deutschland, die auf 322.000 landwirtschaftliche Unternehmen verteilt wurden. Unabhängig davon, ob ökologisch und wie schon gesagt, tiergerecht gewirtschaftet wurde oder nicht. Bis in das Jahr 2015 wurde die Liste der Subventionsempfänger veröffentlicht. Darauf erfolgte eine harsche Kritik des Bauernverbandes und fortan wurden die Zahlen unter der Decke gehalten. Natürlich unter dem Vorwand des Datenschutzes und zur Vorbeugung der missbräuchlichen Verwendung. Ja wer lässt sich schon gern in die Karten sehen? Eine starke Lobby, dieser Bauernverband, oder?

Aufgabe der Land - und Forstwirtschaft ist die Erzeugung gesunder und vielfältiger Lebensmittel und die Produktion und Verwertung nachwachsender Rohstoffe. So sollte es zumindest sein! Im gesellschaftlichen Interesse steht aber auch der Schutz von Flora und Fauna, der Schutz unseres Lebensraumes.

Was zeigt uns nun die Praxis?

Die noch viel zu geringe Zahl an Bio-Bauern unterliegt einer strengeren Kontrolle. Wer gegen die Auflagen des Ökolandbaus verstößt, wird bestraft. Eigens eingerichtete Kontrollstellen reagieren schon beim bloßen Verdacht und entnehmen ansonsten unangemeldet Stichproben der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Sie überprüfen auch die Tierhaltung, wobei uns Verbrauchern auch hier nur eine artgerechte Tierhaltung vorgegaukelt wird. Aber welche Kriterien kommen bei der Prüfung in Ansatz? Selbst Die Bio-Anbauverbände (Bioland, Demeter, Naturland und Co) werben damit, noch viel strengere Kriterien anzulegen als die EU-Bio-Richtlinie vorgibt. Die Veränderungen, die in dieser Richtlinie vorgegeben werden, sind wirklich lächerlich.

Ein 100kg Mastschwein hat auch hier nur einen Anspruch auf 2,3qm Platz. Freiläufe bestehen meist aus überdachten Spaltböden. Auch ein Bio-Schwein darf selten seinen Rüssel in den natürlichen Boden stecken, darin herumwühlen. Kühe stehen häufig in stark verkoteten Stallungen, Auch Bio-Kälber werden sofort nach der Geburt von den Müttern getrennt und beginnen ihr Leben in Kälberiglus. Nicht selten drängen sich 2000-3000 Hennen zum Dauereierlegen in einem Bio-Stall. Im Stress picken sie sich gegenseitig die Federn vom Leib. Schmerzhafte eitrige Kloaken sind die Folge, die Tiere leiden und erleben häufig nicht einmal das Ende ihrer Legeperiode. Auch in der Bio-Haltung werden männliche Küken aussortiert und, weil ökonomisch nicht verwertbar, getötet. Das Tier wird nicht mehr als fühlendes Wesen wahrgenommen. Es ist nur noch eine Ware für den menschlichen Markt und das sowohl in der Bio als auch in der konventionellen Haltungsform.

Im Bio-Anbaubetrieb kann sich selbst ein umweltbewusster Bauer selten dagegen wehren, wenn sein konventionell wirtschaftender Berufskollege auf dem Nachbarfeld Spritzmittel einsetzt, die der Wind dann auch auf seine Felder und Wiesen treibt? Werden aber Rückstände in seinen Erzeugnissen entdeckt, wird er sanktioniert.

Die gesundheitsschädigende Wirkung von Glyphosat ist längst erkannt. Trotzdem lässt man sich mit dem Verbot für dessen Einsatz Zeit. Im November 2017 stimmte Deutschland in der EU sogar für den weiteren Einsatz und verhinderte somit einen so dringend notwendigen Ausstieg. Obwohl Bundesumweltministerin Hendriks SPD diesen Ausstieg forderte, es dazu innerhalb der Regierungskoalition eine Vereinbarung gab, erlaubte sich Agrarminister Schmidt CDU das unglaubliche „Kabinettstück“, und stimmte in der EU Kommission für die weitere Zulassung. Diese Zustimmung erfolgte keineswegs im Interessen der Bevölkerung, sondern es ging einzig und allein um die des Bauernverbandes und der Bayer-AG.

Das war schon eine heftige Nummer!

Die Bundesregierung schätzt derzeit ein, dass es auf der EU-Ebene keine Mehrheit für eine Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat über das Jahr 2022 hinaus geben wird. Na dann besteht ja vielleicht noch Hoffnung!

LobbyControl, eine Initiative für Transparenz und Demokratie e.V., am Justizzentrum in Köln ansässig, stellte in seinen Recherchen fest, dass Monsanto seinerzeit in der Debatte um Glyphosat mit verdeckt finanzierten Studien versuchte, die öffentliche und politische Debatte in Deutschland und in der EU zu beeinflussen.

Nun dürfen wir uns weiterhin fragen, sind unsere Produkte wirklich so gesund,  wenn wir uns die geschilderten Fakten vor Augen halten, die Tierhaltung noch immer nicht dem entspricht, was ethisch vertretbar wäre und auf Feldern sowie im Obstanbau mehrfach bis zur Ernte gespritzt wird? Makellose Äpfel, gerade Möhren, Mindestgrößen und frisches Blattgrün bei Kohlrabi, diese Standards, die weit über die gesetzlichen hinaus gehen, setzt der Lebensmitteleinzelhandel. Als Folge werden unnötige Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt und Produkte entsorgt, die nicht den Anforderungen entsprechen. Es werden Lebensmittel vernichtet! Die chemische Belastung unserer Agrarprodukte und das Tierelend, das mit der Geburt beginnt und erst mit dem letzten Atemzug endet, nimmt der Handel billigend in Kauf. Selbst erfundene Prüf- und Gütesiegel täuschen den Konsumenten eine tier- und umweltgerechte Produktion unserer Nahrungsgüter vor. Täuschen für die Gewinnsteigerung und bloß keinen Cent weniger in der Klingelkasse. Es wird im Stall und auf dem Acker auf Biegen und Brechen rausgeholt, was rauszuholen geht!

Kommen wir aber noch einmal zum Thema Ackerbau zurück.

Insekten? Ja wenn überhaupt, dann gehören sie nunmehr in die extra angelegte „Reservate“ in blühende Randstreifen verbannt. Wird das angrenzende Feld gespritzt, machen die giftigen Aerosole keinen Umweg, wenn sie der Wind über die Blühten weht. Wer stellt sich schon hin und registriert, dass nun die letzten angelockten Nützlinge vom Gift benetzt werden? Wir werden somit weiterhin ein Insektensterben hinnehmen und unsere Vogelwelt dezimiert sich angesichts dieser Tatsache ebenfalls im rasanten Tempo.

Zur Problematik des Einsatzes chemischer Mittel, genveränderten Saatgutes gesellt sich auch noch die folgenreiche Verdichtung der Böden durch den Einsatz kompakter schwerer Agrargeräteschaften?

Was unsere konventionelle Land- und Viehwirtschaft (zur letzteren kommen wir noch einmal später) antreibt, ist eine Tonnenideologie, die stark an die Mentalität der DDR-Industrie erinnert. Masse an Stelle von Einsicht und Vernunft. Koste es was es wolle! Der ökologische Schaden wird in keiner Weise gegengerechnet.

Die Grünen beschäftigen sich lieber mit Diesel, abschmelzenden Gletschern und neuerdings mit Erdgas aus Nord Stream II. Die Problematik Landwirtschaft behandelt man dagegen sehr dezent. Das sind aber die Gefahren, die wir in unserem unmittelbaren Lebensumfeld haben und die stetig wachsen.

Es werden Organisationen, Gruppen und Grüppchen gebildet, aber alles endet im Aktionismus und erreicht wird unter dem Strich – nichts. Mir ist nicht bekannt, dass sich Fridays for Future schon einmal eingehend gehen die praktizierte Landwirtschaft richtete.  Wenn man dann gewahr wird, wie sich der Lobbyismus der Grünen bemächtigte, muss man sich nicht mehr wundern, dass sie an Glaubwürdigkeit verlieren. In unserer Wahrnehmung existieren sie vielfach nur noch aus blendender Rhetorik, forschem Mundwerk  und heißer Luft.

So veröffentlichte Spiegel-online am 13.08.2019 folgendes: Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen (MdB /2002-2019), Kerstin Andreae, wird Chefin vom Energieverband.                -----Kohleausstieg erst in 18 Jahren?------ 

Der Abgeordnete der Grünen (MdB /13 Jahre), Mathias Berninger, ist mittlerweile ein ehemaliger deutscher Politiker. Er war von 2001 bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und von 2003 bis 2007 Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Hessen.

Heute ist er Cheflobbyist bei Bayer.                  -----Wie war das doch gleich noch mit dem Glyphosat und den Grünen?-----

Wie wollen sie uns eine glaubwürdige Umweltpolitik verkaufen, wenn sie nicht einmal ihren eigenen „Laden“ in den Griff  bekommen?  

Die Produktion nachwachsender Rohstoffe ist auch so eine mit „ ökologisch“ titulierte Missgeburt. Hierfür kommt die Reue der Grünen, die sich einmal vehement dafür einsetzten und nun erkennen, was sie damit anrichteten, zu spät. 

In der Praxis bedeutet das riesige Monokulturen, die in den Bio-Gasanlagen vergoren werden. Inzwischen landen 800.000 ha Silomais, ein Viertel der deutschen Erzeugung, in den Gärkammern statt in den Tiermägen. Im Vergleich zu anderen Kulturen liefert Mais die höchsten Methanerträge in Bio-Gasanlagen. Zudem bringt Energiemais auch noch die höchsten Flächenerträge und ermöglicht unter den aktuellen Marktbedingungen weitaus lukrativere Erlöse als die Milch- und Getreideproduktion. Wen wundert es da, dass überall wo Großwirtschaft betrieben wird, die Silos wie Pilze aus dem Boden schossen? Mais dominiert den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und verdrängt damit andere Anbaufrüchte. Grünland wird umgebrochen, Fruchtfolgen werden enger, es drohen Boden-Erosion und Humusabbau. Neben den Energiepflanzen als Substrat landen noch tierische Exkremente wie Gülle und Festmist und nicht selten geschredderte Lebensmittel, wenn nicht aufgepasst wird samt Kunststoffverpackung, sowie Abfälle aus der Biotonne zur Vergärung im Fermenter und danach auf den Feldern. Bei der Fermentierung entstehen, wie zuvor mit Zahlen des Umweltbundesamtes belegt, Methan, Kohlenstoffdioxid, Sauerstoff, und Stickstoff. Stehen die Biogasanlagen auch in der CO2 Bilanz im Vergleich zu den Kohlekraftwerken positiv da, darf man die oben geschilderten Nachteile keineswegs übersehen.

Dann kommt der Moment, wo der Fermenter seine Arbeit getan hat und die vergorene „Brühe“ auf den Feldern landet. Abgesehen vom beißenden Gestank und den nicht unerheblichen Beeinträchtigungen der oberen Atemorgane durch ätzende Wolken, die man zu häufig im Ländlichen ertragen muss, erhöht sich der Nitratgehalt im Boden und im Grundwasser. Die Trinkwasseraufbereitung wird aufwendiger und unsere Wasserrechnungen steigen und steigen, Werden Felder entwässert, schwemmen diese Nitrate aus dem Boden, landen über sogenannte Drainagevorrichtungen in die stinkenden Auen, später in die Flüsse und in den nördlichen Landesteilen sogar in die Nordsee.

Welche Mengen an Stallmist und Gülle anfallen, kann man sich anhand veröffentlichter Zahlen zur Tierhaltung verdeutlichen. Allein in Niedersachsen halten etwa 5.500 Landwirte auf ihren Höfen zwischen 8,385 Mio. Schweine. Die Zahl der Rinder beträgt 2,542 Mio. Tiere, darunter sind 849.000 Milchkühe. Das zeigen die Ergebnisse der Viehzählung vom November 2018, wie das - Landvolk Niedersachsen - zitiert.

Bundesweit wird die Tierhaltung mit 25,5 Mio. Schweine und 11,4 Mio. Rindern beziffert. Deutschland exportierte 2019

2,4 Mio. Tonnen Schweinefleisch. Hauptabnehmer sind China mit einem Anteil von 26,8 % am gesamt Export und Italien mit 13,3%. Und obwohl hierzulande diese Unmengen in den Export gingen, importierte Deutschland 2019 ca.  2,3 Mio. Tonnen insgesamt, davon sind 747.480 Tonne Geflügel und 524.990 Tonnen verarbeitetes Fleisch.

Bei der Differenz von ca. 1,6 Mio. Tonnen dürfte es sich um Lebendtiere handeln, die der deutschen hocheffizienten und skandalbelasteten Schlachtindustrie, im Rahmen der unwürdigen und qualvollen Tiertransporte quer durch Europa, zugeführt wird. Stellt man nun die Exporte 2,4 Mio. und Importe 2,3 Mio. gegenüber, so ist man gewillt, sich an den Kopf zu fassen. Warum dieser nicht nachvollziehbare Irrsinn? Wirtschaftsinteressen!

Und die Politik?

Die Zukunftskommission Landwirtschaft trat am 07.09.2020 zu ihrer konstituierenden Sitzung in Berlin zusammen. Agrarministerin Klöckner betonte bei der Beantwortung erster Fragen der Presse vor dem Bundeskanzleramt: „Wir wollen, dass es weiterhin Betriebe gibt!“ Na, wenn das keine Aussage ist?

Weiterhin unterstrich sie, dass die Verbraucher noch viel zu sehr auf den Preis der Lebensmittel sehen. In Deutschland sind die Preise allzuoft viel zu niedrig. Billiges Fleisch werde als Lockmittel benutzt, um die Leute in die Supermärkte zu locken.

Ein weiteres Zitat aus diesem Interview: „Ich lasse rechtlich prüfen, ob wir da Einhalt gebieten können“.

Nun fragt man sich, Einhalt gebieten in welcher Hinsicht?

Vor dem Lebensmitteltreff mit Bauern im Januar 2020 kritisierte Klöckner, lt. ntv .de, die Preisgestaltung bei Lebensmitteln und drohte schon gegen gewisse Praktiken des Handels mit Sanktionierungen.

Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Katharina Dröge, hat derweil bei ntv gefordert Mindestpreise für Lebensmittel gesetzlich festzulegen. "Mindestpreise müssten wir im deutschen Recht verankern", sagte sie im "ntv Frühstart". "Ein fairer Lohn für den Landwirt, eine gute Tierhaltung, ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur. Das alles hat einen Preis und diesen Preis müssen wir auch im Supermarkt sehen", so Dröge. (nachzulesen :ntv - online v. 03.02.2020) Eine Frage an Frau Dröge sei gestattet.  Haben wir nicht die freie Marktwirtschaft, in der sich die Preise über Angebot und Nachfrage regulieren? Will sie jetzt eine Preisanordnung für Festpreise oder was schwebt ihr da vor?

Nun geht es an den Verbraucher, weil man anscheinend nicht das Kreuz besitzt, sich einmal politisch mit eindeutigen Regularien für Tier- und Verbraucherschutz gegen die übermächtigen Verbände aufzustellen. Zuerst muss sich nämlich etwas grundsätzlich ändern, damit höhere Preise gerechtfertigt sind. Wer sich rittlings auf das Pferd schwingt, fällt spätestens beim Galopp in den Dreck. 

Aber der Handel reagierte sofort und zog nach diesen Statements  die Preise für Lebensmittel Schritt für Schritt an.

Corona bedingt wurden ab 01.07.2020 Lebensmittel mit 2% in der Umsatzbesteuerung entlastet. Der Handel hat großspurig verkündet, diese Entlastung an den Verbraucher weiter zu reichen, was er auch tat. Aber nun schwappt gerade die zweite Teuerungswelle über den Verbraucher. Mal für dieses und mal für jenes Lebensmittel. Der Handel kassiert ab und das Tierwohl bleibt davon weiterhin unberührt. Sehr geehrte Frau Dröge, erst mal genau hinsehen, dann nachdenken und erst dann wortgewandt referieren! Wer wahrhaftig am Tierwohl und am umweltbewussten Wirtschaften interessiert ist,

muss zuerst die Lobbyisten aus dem Umfeld der Entscheidungsträger entfernen und Maßnahmen in gesetzliche Rahmen mit kurzfristiger Inkraftsetzung packen. Anders geht es nicht! Übergangsfristen von 8 Jahren, wie bei der Sauenhaltung, sind für die Politik ein Zeugnis des fehlenden Handlungswillens. Aber selbst da argumentierten die Schweinemäster noch, dass eine Änderung des jetzigen Zustandes in der „Kürze“ der Zeit nicht machbar ist.

Arme Schweine, arme Tierseele! Eingesperrt, - Zwangsbesamung, - Qualzucht, - Qualschlachtung im Akkord, - Ramschware!

Statt eines gesetzlich verankerten Verbotes wird nun über die Einführung einer Kastenhaltungssteuer mit einer Übergangsfrist von 3 Jahren schwadroniert. Und die Abgeordneten der Grünen schwimmen ganz oben auf dieser Welle.

Ja, bei der Neufestsetzung ihrer Diäten und Aufwandsentschädigungen sind unsere Parlamentarier wesentlich fixer.

 

 

Wenn sich die Spitzenköche im Fernsehen tief über ihre dampfenden Töpfe und Pfannen beugen, in zelebrierender Weise drei Salzkrümel aus dem Himalaja und Chiliflocken aus ihren Designerdöschen auf ihre Kochkunstwerke rieseln lassen, dabei mit einem vertrauenswürdigen Blick in die Kamera dem Zuschauer ans Herz legen, er möchte doch Fleisch und Gemüse beim Händler seines Vertrauens kaufen.  Ja, dann wünschte ich,  sie könnten mich hören, wenn ich da antworte: 

"Menschen, wo lebt ihr?" " Wacht endlich auf!"

 

Selbst die blumigsten Worte sind noch kein Beitrag zur Rettung der Natur!

Sie sind lediglich die bequemste Art, sich vor der Anstrengung zu drücken!

© Veronika Kowoll

In diesem Sinne,

Ihre/Eure Veronika