-und fünfmal ruft der Muezzin

Ich kenne die Kölner Moschee und die Querelen um ihren Bau. Habe selbst 10 Jahre in Köln, in der Stadt, in der Menschen aus 180 Nationen zugewandert sind, gelebt.  Altstadt, Uferpromenade, Dom, die Schildergasse und der Neumarkt sind Orte, an denen man den Puls der Stadt spürt. Köln ist eine gastliche Metropole, ein touristischer Magnet.  Ich mischte mich gern ins bunte Treiben, aber manchmal beschlich mich auch das Empfinden, Fremde im eigenen Land zu sein.  In bestimmten Stadtvierteln dominiert längst nicht mehr die eigene Muttersprache, auch der Kölner Witz und Charme sind darin verdrängt. 

Einige der einstmals  urkölschen  Veedel  sind mittlerweile Brennpunkte der Zuwanderung.  Ein meist muslimisch geprägter und in sich geschlossener  Kulturraum hat sich darin etabliert. Der damalige Stadtrat und die türkische Gemeinde DITIP setzten sich über die Ablehnung und Einwände der Kölner Bürger hinweg. Zweifellos eine politische Entscheidung ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Kölner. Sie entschieden sich für eine überdimensionierten Moschee, die sie der Stadt mitten ins Herz pflanzten. Ein Prachtbau mit zwei Minaretten und einer befremdlichen Architektur, der nun wie ein  Fremdkörper die Stadtansicht überlagert. Mit 1200 Plätzen ist die Kölner Zentralmoschee das größte islamische Gotteshaus in Deutschland und – außerhalb der Türkei – eine der größten Moscheen in Europa. Und ich fühle zutiefst, dieser Bau steht am falschen Platz. Er gehört nicht in das kulturelle Zentrum des katholisch geprägten Rheinlands. Wie würde es in der muslimischen Welt aufgefasst werden, wenn wir die große Hagia Sophia wieder in eine Gotteshaus der katholischen Ostkirche umfunktionieren und das unter den Augen der traditionell gläubigen Muslime von Trabzon?

Unvorstellbar, daran auch nur einen einzigen Gedanken zu verschwenden, obwohl mich das Gefühl beschleicht, was einstmals vor Wien so kläglich scheiterte, vollzieht sich heute durch die Hintertür mit Hilfe unserer kulturellen Selbstverleugnung in Deutschland.

Weitab von diesen Vorstellungen bin ich aber der festen Überzeugung-

Wir sollten andere Religionen nicht nur tolerieren, sondern wir sind gehalten sie zu akzeptieren. Aber muss es soweit gehen, dass wir uns selbst streckenweise in unserem eigenen Land als deutsche Kulturnation verlorengehen?

Wie oft fragen wir uns eigentlich nach dem Warum, wenn wir die massenhafte Zuwanderung sehen und uns die Begleiterscheinungen Unbehagen bereiten? Nicht selten geschieht das aus  wirtschaftlichen Gründen. Aber es sind auch Kriegsflüchtlinge, die hier in Deutschland ein neues Zuhause suchen, weil ihre Heimat von westlichen Streitkräften verwüstet,

gewachsene Strukturen zerstört wurden. Unter dem Vorwand Menschenrechte zu exportieren und demokratische Verhältnisse zu etablieren, zerstört man das, was sich die Menschen in diesen Regionen mit Fleiß und Bescheidenheit aufgebaut haben. Man hat sie ihrer Zukunft beraubt und um Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit gebombt.  Der Westen greift ein in die Lebensweise anderer Völker und erwartet, dass sich die Menschen der westlichen Art zu leben anpassen. 

Ich bin dafür, dass wir, die westlichen Nationen, endlich aufhören sollten anderen Kulturen kriegerisch aufzudrängen, wie sie in ihrer angestammten Heimat zu leben haben, nur weil wir uns an ihrer Lebensweise und ihren althergebrachten Traditionen reiben.  Hatten wir nicht auch in Deutschland Reste mittelalterlichen Handelns bis in das Jahr 1974 mit der Teufelsaustreibung im Programm unseres christlichen Glaubens und sind nicht auch die vielen Fälle von Pädophilie in den Häusern der christlichen Gemeinden ein tiefgreifendes Relikt der Menschenverachtung unserer heutigen Zeit?  Wer wirft Bomben auf unsere Köpfe, damit wir endlich begreifen, dass sich da etwas ändern muss? Wie umstritten ist noch heute die Stellung der Frau in der katholischen Kirche, wenn sie gleichberechtigt nach einem Kirchenamt strebt? Wer maßt sich an, das für uns von außen zu regeln? 

Wenn eine muslimische Frau verschleiert drei Schritte hinter dem Mann gehen muss, sollte sie in erster Linie selber über ihre Stellung in der Gesellschaft nachdenken dürfen und nicht eine Scheinbefreiung über kriegerische Eingriffe fremder Mächte erfahren. Wir fordern Menschenrechte ein und schicken zur "Befriedung"  Waffen und unsere Truppen in die Welt. Erpressen Staaten mit Wirtschaftssanktionen zum Nachteil der dort lebenden Menschen, nur um Macht- und Einflussgelüste zu befriedigen. Wir unterstellen und lügen, nur um damit unser Handeln zu rechtfertigen. Obwohl wir doch schon längst wissen, unsere Gründe werden durchschaut. Das westliche Streben nach globaler Hegemonie und die Gier nach Wirtschaftsmacht sind längst  entlarvt. Skrupel haben wir nicht und unser zivilisiertes Gewissen schweigt. Warum müssen wir uns immer für besser halten, als wir in Wirklichkeit sind? 

Wir sollten aufhören, anderen Menschen unser Verständnis von Demokratie in die Köpfe zu bomben, wie in Syrien, Afghanistan, Irak,  Mali, Bosnien, Kroatien und an vielen anderen Orten der Welt. Ziehen wir uns zurück, hinterlassen wir zerstörte Strukturen, Not und Elend. Erfolgreich sind diese Demokratieexporte nie. Sie zerstören lediglich das Gleichgewicht in diesen Regionen. Was wir damit erreichen, sehen wir derzeit in den verschiedensten Gebieten dieser Welt. Das Leben und die Zustände sind nach jeder westlichen Intervention  schlimmer als vorher.  Macht das nicht nachdenklich?

Wer gibt uns eigentlich das Recht, uns in so bornierter Weise in Gesellschaftsprozesse anderer Länder einzumischen? 

Wir haben unsere Art zu leben angepriesen und wundern uns nun, dass sich Menschen, denen wir die Lebensgrundlagen zerstört haben, auf den Weg zu uns machen. Ja was haben wir denn erwartet?

Und waren wir wirklich so naiv zu glauben, Integration bedeutet, dass Zugewanderte unseretwegen ihre Kultur aufgeben?

Zu ihrer Kultur gehören der strenge Glaube, die Gebetshäuser, das Patriarchat, die Scharia und der feste Zusammenschluss in den meist Großfamilien und Clans. Sie werden sich weiterhin in ihrem Kulturkreis zusammenfinden, mehr denn je, denn ihr Glaube ist hier in der Fremde der Teil ihrer Identität, den sie noch vor dem Verlassen ihres Landes in ihre Koffer packten. 

Wundern wir uns da, wenn der Muezzin über die christlichen Köpfe hinweg fünfmal am Tag zum Gebet ruft?

Aktuell verursacht es Unbehagen, wenn Menschen mit einem Reisebudget zwischen zwei- bis  von fünftausend Euro und mehr aus Irak über die Türkei und  Belarus in die EU drücken, Aufnahme fordern, keinesfalls darum bitten. Sie hatten Zeit, unsere Willkommenskultur zu studieren und nun erwarten sie Gaben aus unserem Sozialsystem und unsere Bereitschaft mit ihnen zu teilen. Dafür machen sie sich auf den Weg. Aber unsere Erwartung sich anzupassen nehmen sie nicht ernst. Sie würden sich damit  ja selbst verleugnen. Ist es überhaupt moralisch vertretbar, das von ihnen zu verlangen? Wir machen die EU-Außengrenzen dicht. Schicken Menschen wieder zurück in ihre Heimatländer, weil unsere Sozialsysteme eine weitere Zuwanderung nicht mehr verkraften und weil die Solidarität in der EU da aufhört, wo Lasten gleichmäßig verteilt werden sollen. Nicht desto trotz stimmt der Anblick frierender, hungernder Kinder an den EU-Außengrenzen und in Flüchtlingslagern traurig. Wir täten gut daran, uns manches Mal bescheiden zurückzunehmen. Anderen Nationen nicht vorschreiben zu wollen, wie sie zu leben und zu denken haben. Jede Gesellschaft durchläuft eine Entwicklung. Geben wir ihnen doch die Zeit in ihrem eigenen Land zu begreifen, dass die Scharia nur von der Angst lebt und nicht im Glauben verankert ist, dass es die Moral gebietet, den Frauen eine Würde zu geben, Homophobie und Antisemitismus als Diskriminierung eines Teils unserer Gesellschaft verstanden wird.  Veränderungen müssen in jedem Land von innen heraus kommen. Kriege sind nicht das richtige Instrument, andere zu bekehren.

Und wie oft verlassen wir selbst den demokratischen Weg?  Über Probleme im eigenen Land wird nicht mehr offen diskutiert. Ein offener konstruktiver und ehrlicher Meinungsstreit ist für viele Themen nicht mehr erwünscht. Andersdenkende werden allzu schnell mit einem Label -Rechts, -Nazi, -Verweigerer, -Querdenker  stigmatisiert und damit aus dem gesellschaftlichen Diskurs ausgrenzen. Wir stellen sie schnell mal unter Verdacht. Wäre es nicht klüger sie anzuhören, sich mit ihrer Meinung auseinander zu setzen, anstatt sie zu isolieren und beruflich zu ruinieren, nur wegen einer anderen Meinung? Hält unsere Gesellschaft keine Diskussion mehr aus? Mich erinnert dieser Zustand an die letzten Jahre der DDR, wo Menschen lieber die Klappe hielten, anstatt sich über unterschiedliche Ansichten auszutauschen, weil sie Repressalien befürchten mussten. Ist ein Berufsverbot wegen einer umstrittenen Ansicht ein probates Mittel, um Widersacher zum Schweigen zu bringen? Ist es moralisch vertretbar, wenn in heutiger Zeit ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter dazu verdonnert, eine Erklärung zu unterschreiben, in der mit einer Kündigung gedroht wird, sollten Äußerungen am Arbeitsplatz fallen, die vom Mainstream abweichen?  Warum weicht die Meinung der Bürger in vielen Fällen von denen der Politiker ab und warum scheren sich die gewählten Vertreter des Volkes immer öfter  einen Dreck darum?  In Wirklichkeit sind wir doch selbst längst auf dem Weg, uns anzupassen und nicht die Menschen, von denen wir es erwarten. In Deutschland hat sich ein spürbarer Wandel vollzogen. Eine weitere ungebremste Zuwanderung  führt unweigerlich zum Verlust unserer eigenen Identität, genau wie die Preisgabe der Meinungsfreiheit und das mehrheitliche Schweigen. Eine demokratische Gesellschaft festigt sich in der Bewältigung von Problemen ihrer Zeit. Da gibt es Reibungspunkte auch im Kulturkampf. Sicher! Aber das müssen wir aushalten, dem müssen wir uns stellen. Alles andere wäre falsch. Wird der konstruktive Austausch durch die Einschränkung der Meinungsfreiheit unterdrückt, landen die Menschen unweigerlich in der Diktatur. Die Deutschen in den neuen Bundesländern können sich noch gut daran erinnern.

Was die Zuwanderung anbetrifft, so ist die über die Genfer Konvention, eine für alle Nationen bindenden Abmachung, geregelt. Sie bezieht sich auf die vorübergehende Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus Krisengebieten. An diese Regelung sind wir gebunden. Völkerrechtlich und im weit höheren Maße auch moralisch. Aber alles was darüber hinausgeht birgt die Gefahr, dass wir  unsere eigene Kultur verfremden. 

Auf  diese Gefahr hat bereits Altbundeskanzler Helmut Schmidt hingewiesen. Aber wie gehen wir mit unseren Weisen um? Wir erklären sie kurzerhand für senil, weil die Antwort nicht ins aktuell politische Konzept passt.

Ihre/Eure Veronika